In dem Buch „Nüchtern“ bekennt Daniel Schreiber, ein Berliner Autor und Journalist, freimütig seine eigene langjährige Alkoholabhängigkeit und berichtet, wie er an den Punkt gekommen ist, seine Abhängigkeit zu erkennen und diese schliesslich erfolgreich hinter sich zu lassen. Schreiber räumt mit Klischees über typische Alkoholiker auf, vermittelt die neuesten neurobiologischen Erkenntnisse und beschäftigt sich intensiv mit Scham und Selbstbetrug. Mit grosser Aufrichtigkeit und literarischer Kraft schildert Schreiber, wie sich das Trinken jeglicher Logik widersetzt.
Schreiber geht es in seinem Buch aber nicht um eine persönliche Lebensbeichte, sondern um Gesellschaftskritik. Er fragt, „warum sich eine Gesellschaft eine Droge gestattet und dann diejenigen stigmatisiert, die damit nicht umgehen können.“ Dieses Buch umgibt etwas Besonderes. Man liest es mit grosser Spannung. Und vor allem liest es sich als Betroffene dieser Krankheit mit dem Eindruck, verstanden zu werden, und mit der Erkenntnis, dass wir alle in demselben Boot sitzen und nicht alleine sind.