Erfolg in der Forschung – Prof. Dr. phil. Leila Soravia, Leiterin der Forschung an der Klinik Südhang erhält den «AGNP-Preis für Forschung in der Psychopharmakologie»
Die Einnahme von Cortisol kann ein vielversprechender Ansatz sein, um den Suchtdruck (Craving) während der Exposition mit alkoholischen Getränken zu verringern. Dieses körpereigene Hormon hemmt bei schwer alkoholabhängigen Patient*innen das erhöhte Verlangen zu trinken. Das ist der Forschungserfolg, welcher im renommierten, britischen Wissenschaftsmagazin Translational Psychiatry im 2021 publiziert wurde. Die deutsche Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie und Pharmakopsychiatrie (AGNP) verleiht nun den «AGNP-Preis für Forschung in der Psychopharmakologie» an ein Forschungsteam rund um die Klinik Südhang.
Die Klinik Südhang betreibt Forschung, um die Entstehung, den Verlauf und die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen besser zu verstehen. Die Ergebnisse fliessen gezielt in die Entwicklung der fachlichen Angebote ein. Eine zentrale Frage ist, wie der Drang zum Konsumieren vermindert werden kann.
Nun hat Prof. Dr. phil. Leila Soravia, Forscherin an der Klinik Südhang, einen Forschungserfolg erzielt. Sie hat die Wirkung von Cortisol auf den Suchtdruck (Craving, drängendes Verlangen, Alkohol zu trinken) bei Patient*innen mit einer Alkoholabhängigkeit untersucht.
Die Versuchsanlage sieht so aus: Forscher*innen verabreichen Proband*innen Cortisol in Tablettenform (resp. ein Placebo) und setzen sie Reizen aus, welche normalerweise zu Craving führen. Dabei konnte aufgezeigt werden, dass das Stresshormon Cortisol während der Exposition, also die Konfrontation mit einem alkoholischen Getränk, das Craving von schwer suchterkrankten Menschen zu mindern vermag.
Die Studie wurde gemeinsam mit Prof. Dr. phil. Franz Moggi von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UPD und Prof. Dr. med. Dominique J.-F. de Quervain von der Universität Basel publiziert.
Die Hintergründe
Die Konfrontation mit einem alkoholbezogenen Stimulus (Anreiz) führt bei suchterkrankten Menschen zum Abruf von alkoholbezogenen Erinnerungen. Der Drang nach Konsum kann sich dadurch verstärken. Stimuli sind beispielsweise Bierwerbung, sich zuprostende Menschen oder das Geräusch eines knallenden Korkens. In mehreren vorangegangenen Studien zu Angststörungen konnte Frau Soravia zeigen, dass das Stresshormon Cortisol erfolgreich eingesetzt werden kann, um den Abruf von störungsspezifischen Erinnerungen zu hemmen und dadurch die negative Gefühlsreaktion zu schwächen.
Weitere Ergebnisse
Suchtdruck nimmt durch die Expositionstherapie ab. Das zeigt sich darin, dass die Teilnehmenden beim zweiten Termin weniger stark auf die alkoholbezogenen Stimuli (Anreize) reagieren.
Leila Soravia ist Leiterin der Forschung in der Klinik Südhang. Mit ihrer Arbeit ist sie bestrebt, die Erkenntnisse der neurobiologischen Forschung in die Praxis zu transferieren. Ausserdem untersucht sie den Einfluss von Stresshormonen auf Gedächtnisprozesse, das emotionale Erleben, die Entstehung und den Verlauf von psychiatrischen Erkrankungen, sowie deren möglichen Nutzen für die Psychotherapie.