Seit Ende 2021 arbeiten die Klinik Südhang und die Stiftung Terra Vecchia noch enger zusammen. Die beiden Institutionen haben einen gemeinsamen Behandlungspfad konzipiert, von dem vor allem betroffene Personen profitieren, in dem ihre Behandlung noch stärker auf ihre Bedürfnisse abgestimmt werden kann. In den Augen von Sam Brüngger, Betriebsleiter Sozialtherapie Melchenbühl der Stiftung Terra Vecchia, ist der Start gelungen.
Wo hat die Stiftung Terra Vecchia Berührungspunkte mit der Klinik Südhang?
Da gibt es einige Beispiele im Alltag. Im besten Fall tritt ein Klient oder eine Klientin direkt aus der Klinik Südhang bei uns in die Stationäre Sozialtherapie ein. Bereits während dem Klinikaufenthalt im Südhang kann der optimale Eintrittszeitpunkt bestimmt werden und beispielsweise bereits die passende Medikation und/oder Substitution für einen Übertritt vorbereitet werden. Nach dem Eintritt in die Sozialtherapie, egal ob aus der Klinik Südhang oder einer anderen Klinik, hat jeder Klient, jede Klientin die Möglichkeit, eine suchtspezifische Psychotherapie im Ambulatorium der Klinik Südhang in Anspruch zu nehmen. Das Gute daran ist, dass diese nach Wunsch auch nach Beendigung des stationären Aufenthalts bei Terra Vecchia weiter genutzt werden kann. Das schafft auch strategische Berührungspunkte: Beide Institutionen ziehen an einem Strick, beide streben eine optimierte und stringente Therapie für alle Klientinnen und Klienten an.
Was zeichnet die Zusammenarbeit der beiden Institutionen aus?
Es ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ich spüre bei beiden Institutionen Begeisterung und gegenseitige Wertschätzung. Die gemeinsamen Sitzungen finden immer in guter, humorvoller Stimmung statt. Auf beiden Seiten haben eine möglichst wirkungsvolle Begleitung von Klientinnen und Klienten einen hohen Stellenwert sowie auch die Optimierung der Behandlung und Begleitung auf Grund der individuellen Situation der betroffenen Person. Während der Südhang ein umfangreiches medizinisches und psychiatrisches Know-how mitbringt, verfügt Terra Vecchia über beinahe 50 Jahre Erfahrung in der stationären Sozialtherapie. Die verschiedenen und umfangreichen Fachkompetenzen ergänzen sich sehr gut. Ich glaube, beide Institutionen haben den Mehrwert und die Bereicherung dieser operativen und strategischen Kooperation erkannt. Dadurch profitieren vor allem unsere Klientinnen und Klienten – dies ergaben interne Rückmeldungen.
Welche Verbesserungen bringt der gemeinsame Behandlungspfad für betroffene Personen?
Die Kontinuität der Behandlung und Begleitung konnte durch die Kooperation verbessert werden. Bereits beim stationären Aufenthalt in der Klinik Südhang kennt das Team des internen Sozialdienstes der Klinik die verschiedenen Angebote der Stiftung Terra Vecchia und kann diese in ihre Beratungs- und Abklärungsgespräche einfliessen lassen. Klientinnen und Klienten profitieren von einer durchgehenden psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung. Diese beginnt in der Klinik, läuft auch während einer stationären Mittel- oder Langzeittherapie weiter und kann je nach Bedarf nach dem Austritt aus der Stiftung Terra Vecchia weiterhin besucht werden. Diese strukturierte und vernetzte Zusammenarbeit ist ein wichtiger Mosaikstein im Aufbau der integrierten Versorgung von Personen mit einer Abhängigkeitserkrankung.
Und die Verbesserungen für Ihre Institution?
Von den klaren und strukturierten Abläufen profitieren nicht nur unsere Klientinnen und Klienten. Die enge Zusammenarbeit ist ausserdem ressourcenschonend. Früher war es sehr aufwändig für all unsere Klientinnen und Klienten, externe Psychotherapien zu organisieren. Hier können wir auf ein grosses Netzwerk von Spezialistinnen und Spezialisten aus der Klinik Südhang zurückgreifen. Wir profitieren von den sorgfältigen Abklärungen innerhalb der Klinik, bei welchen festgelegt wird, wann bei Patientinnen und Patienten eine stationäre Sozialtherapie indiziert ist. Da wir in der Stiftung Terra Vecchia über kein internes medizinisches Team verfügen, profitieren wir ausserdem vom medizinischen Fachwissen der einzelnen Ärztinnen und Ärzte der Klinik, wenn beispielsweise Fragen zu Medikamenten oder Psychiatrischen Störungsbildern vorliegen.
Es ist wohl etwas früh, um Bilanz zu ziehen. Aber wie sind Sie mit dem Start zufrieden?
Der Start ist gelungen. Positive Rückmeldungen von Seiten unserer Klientinnen und Klienten bestätigen das. Der gemeinsame Austausch, das «zusammen unterwegs sein» motiviert auch unsere Mitarbeitenden.
Wie geht es nun weiter? Sind nächste Schritt geplant?
Wir sind gut gestartet – wir evaluieren fortlaufend den Prozess und überprüfen mögliche Anpassungen. Auch entdecken wir immer wieder neue Formen der Zusammenarbeit. Beispielsweise konnte die Malerei von Terra Vecchia Malerarbeiten in der Klinik Südhang ausführen. Wir sind derzeit in einzelnen Teams über gemeinsame, institutionsübergreifende Fallbesprechungen am Diskutieren. Ich glaube, wir können hier noch einiges an Potenzial ausschöpfen – von diesem profitieren schlussendlich auch wieder unsere Klientinnen und Klienten.
Danke für das Gespräch!