«Mir gefällt die Diversität der Menschen»
Warum in der Klinik Südhang arbeiten? In unserem Format «Drei Fragen an…» kommen Mitarbeitende aus verschiedenen Berufsgruppen zu Wort.
Drei Fragen an…
Carla Baeriswyl
Sozialarbeiterin Bsc in der Klinik Südhang
Du arbeitest seit mehreren Jahren als Sozialarbeiterin in der Arbeitsintegration der Klinik Südhang. Was gefällt dir besonders?
Ich finde die Verknüpfung von Arbeitsintegration und Suchtfachklinik sehr spannend. Eine Abhängigkeitserkrankung kann jede*n von uns treffen. Die Teilnehmer*innen unseres Programms sind daher hinsichtlich Alter, Lebensgeschichte und Bildungshintergrund sehr divers. Es gibt Menschen, die vorher eine Kaderstelle innehatten und solche, die keine Ausbildung abgeschlossen haben. Die Teilnehmenden sind von einer grossen Ambivalenz betroffen. Sie hinterfragen sich und ihre Lebens- und Arbeitssituation. Wir arbeiten daher stark an motivationalen Fragen wie «Möchte oder muss ich mich beruflich verändern?».
Was sind deine Tätigkeiten und wie sieht eine typische Arbeitswoche aus?
Wir führen wöchentliche Einzelgespräche mit den Teilnehmenden, bieten die Gruppenveranstaltung «Integrierte Bildung» an, besuchen die Teilnehmenden an ihren Praktikumsstellen und schreiben Berichte zur Dokumentation. Diese unterschiedlichen Aufgaben machen meine Arbeitswoche sehr abwechslungsreich. In der «Integrierten Bildung» geben wir Inputs und behandeln Themen, wie zum Beispiel «Lücken im Lebenslauf». Ausserdem stellen wir die Infrastruktur zur Verfügung: PCs, Drucker oder auch eine Kamera für Bewerbungsfotos. Die Teilnehmenden arbeiten selbstständig an ihren Bewerbungen oder suchen eine passende Praktikumsstelle. Wir unterstützen die Teilnehmer*innen bloss bei Bedarf. Das Ziel ist, dass sie möglichst selbstständig ihren Weg zurück in die Arbeitswelt organisieren. Das hat einen positiven Einfluss auf ihre Selbstwirksamkeit und ist viel nachhaltiger, als wenn wir das für sie übernehmen würden.
Was erwartet mich als Sozialarbeiter*in in der Klinik Südhang?
Ich schätze es, dass die Aufgaben so vielseitig und teilweise unvorhersehbar sind. Ich weiss am Morgen nie so genau, wie sich der Tag entwickeln wird. Kommt die Teilnehmerin zum Gespräch? Hatte der Teilnehmer am Wochenende ein schwieriges Konsumerlebnis? Durch die wöchentlichen Gespräche sind wir sehr nahe dran an den Lebenswelten der Menschen und können sie eng begleiten. Zudem wird hier Wert gelegt auf die Mitgestaltung und die berufliche und persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden. So hat die Klinik Südhang beispielsweise einen Teil meines CAS Motivierende Gesprächsführung finanziert.
Arbeitsintegration in der Klinik Südhang
Wer einer Arbeit nachgeht, lebt stärker in Tagesstrukturen und Routinen. Das bietet Halt und Stabilität im Alltag der Menschen. Darum bietet die Klinik Südhang ein Programm zur Arbeitsintegration an. Das Programm dauert rund sechs Monate und ist in zwei Teile gegliedert.
Im ersten Teil können die Teilnehmer*innen innerhalb der Klinik in verschiedenen Bereichen wie dem Hausdienst, dem Liegenschaftsunterhalt, der Küche oder der Werkstatt der Südhang Arbeitsintegration & Handels AG eine praktische Tätigkeit ausüben und so Schlüsselkompetenzen für den Arbeitsmarkt aufbauen und erweitern. Im zweiten Teil des Programms arbeiten sie auf Praktikumsstellen ausserhalb des geschützten Rahmens, der die Klinik bietet. Während des gesamten Programms werden die Teilnehmer*innen von Sozialarbeitenden der Klinik begleitet. In der Gruppenveranstaltung «Integrierte Bildung» erhalten sie zudem Anregungen für den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt und können selbstständig an ihren Bewerbungen arbeiten.
«Empfehlungen für die Soziale Arbeit in der Suchthilfe und -prävention»
Im Rahmen des Programms «Stärkung der Sozialen Arbeit in der interprofessionellen Suchthilfe und Suchtprävention» haben Fachpersonen aus Praxis, Wissenschaft und Lehre Empfehlungen für die Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Suchthilfe und Suchtprävention entwickelt. Carla Baeriswyl hat in der Fokusgruppe zum Arbeitsfeld «Soziale und berufliche Integration (SBI)» mitgewirkt. Weitere Mitarbeitende der Klinik Südhang haben sich ebenfalls an der Publikation beteiligt. So hat u.a. René Suter, Leiter Arbeitsintegration und Sozialberatung im Arbeitsfeld «Stationäre Einrichtungen in der Suchthilfe» einen Beitrag geleistet.