Das Mountainbiken ist ein Outdoor-Angebot der Sport- und Bewegungstherapie der Klinik Südhang. Dabei können sich die Patient*innen in der Natur auspowern, die eigenen Grenzen ausloten und wortwörtlich neue Erfolgserlebnisse erfahren.
Beim Mountainbiken legt man seine volle Aufmerksamkeit auf das, was unmittelbar vor einem liegt: auf die nächsten paar Meter Radweg, auf die Bodenbeschaffenheit und auf die Wahl der Fahrlinie. Man tritt in die Pedale oder drückt die Bremsen und lässt sich dabei den Fahrtwind um die Nase wehen, liegt in die Kurven und weicht Wurzeln und Steinen aus. Dabei schaltet man im wahrsten Sinne des Wortes einen Gang zurück, hat keine Zeit zum Grübeln und das eigene Gedankenkarussell kommt zum Stillstehen. Bei anstrengenden Anstiegen und steilen Abfahrten wird man mit seinen eigenen Grenzen und inneren Ängsten konfrontiert und lernt, diese durch stetiges Weiterradeln oder konzentriertes Manövrieren und Balancieren zu überwinden. Zurück in der Klinik spürt man dann die angenehme Müdigkeit und freut sich über die eigene Leistung.
«Patient*innen erkennen, wie gut ihnen das Schwitzen und die Anstrengung tun und dass Sie eine herausfordernde Passage überwinden können.»
Viviana Rogai, Sport- und Bewegungstherapeutin der Klinik Südhang
«Patient*innen erkennen, wie gut ihnen das Schwitzen und die Anstrengung tun und dass Sie eine herausfordernde Passage überwinden können – das ist total schön zu beobachten.», erzählt Viviana Rogai. Sie ist eine von fünf Sport- und Bewegungstherapeut*innen der Klinik Südhang, die die Patient*innen-Gruppe beim Mountainbiken jeweils begleiten. Für sie geht es beim sporttherapeutischen Mountainbiken nicht darum, möglichst schnell am Ziel zu sein. Die Leistung liege vielmehr darin, sich zu fokussieren, den eigenen Körper wahrzunehmen und seine Grenzen zu testen. Die Patient*innen lernen einen neuen Weg kennen, um die eigenen Emotionen und Stimmungen zu regulieren. Sie können abschalten, innere Spannungen abbauen und ihre eigene Selbstwirksamkeit erleben und stärken. Mit der Zeit verbessert sich das eigene Körpergefühl und die Kondition, denn das Mountainbiken hat einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel.
Die Outdoor-Bewegung für sich entdecken
Auf den ca. 75-minütigen Touren lässt sich die Umgebung des Südhangs erkunden, beispielsweise den Leutschewald hinter dem Klinikareal, die verschiedenen Routen auf dem Schüpberg oder die Strecke in Richtung Büsselimoos. «Sich draussen in der Natur zu bewegen und die Elemente zu spüren ist für viele Patient*innen eine Art Aha-Erlebnis», meint Viviana Rogai. Dabei entdecken sie nicht nur die Natur, sondern auch die körperliche Betätigung neu für sich.
Das Mountainbiken ist ein freiwilliges Angebot, das nach dem abgeschlossenen körperlichen Entzug genutzt werden kann, sofern eine gewisse Grundfitness und die nötige Motivation vorhanden sind. «Es ist wichtig, dass die Freude an der Bewegung geweckt wird und Erfolgserlebnisse möglich sind.», begründet Viviana Rogai diese Voraussetzungen. So können die Patient*innen das Bike ohne Frust als Transportmittel und Freizeitbeschäftigung entdecken und erhalten dadurch ein mögliches Instrument zur Selbstregulation, welches sie auch nach dem Klinikaufenthalt für sich nutzen können.